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Fertigung historischer Papierpatronenhülsen mit originalgetreuen Werkzeugen
Zu dem Thema rund um die Zündnadeltechnologie gehören sicherlich auch die spezifischen Werkzeuge
für die verschiedenen Zündnadelwaffen. Die Herstellung des Zündnadelgewehrs ist sehr
detailiert in dem Standardwerk "Das Zündnadelgewehr - Eine militärtechnische Revolution
im 19. Jahrhundert ,Rolf Wirtgen u.a." beschrieben. Erich May sei Dank,
kann ich auf meiner Web-Seite beschreiben, wie man früher Papierhülsen mit recht
einfachen Werkzeugen für das Dreyse-System gefertigt hat. Papierpatronen wurde durch
viele Hände (auch durch Soldaten) milionenfach gefertigt und standen noch lange zur
Verfügung.
Unten rechts sieht man den Wickeldorn (Durchmesser 16,3mm ganz vorne am Messingteil 15,9mm),
um dem man die Papierhülse gewickelt und geklebt hat.
Der Wickeldorn hat eine Länge von 190mm und der Knauf einen Durchmesser von 26,5mm.
Mit den vier Teilen auf der rechten Seite in der Mitte hat man den Hülsenboden der Papierpatrone gefertigt.
Die drei kurzen Stäbe (genannt Setzhölzer - Durchmesser 16,3 mm) auf der linken Seite in der Mitte dienten dazu, den
Treibspiegel und die Geschosse sauber in die Papierhülse einzuführen und an die richtige Stelle
zu bringen. Der Knebel und der Bindfaden oben diente dazu, die Patronenspitze durch
würgen zu formen (daher der Name Würgeschnur), damit die Patrone
gleichmäßig an der Geschossspitze, bis auf eine etwa zwei Millimeter große Öffnung,
geschlossen war und die Einzelteile der Patrone eine Einheit bildeten (deswegen die erste Bezeichnung: Einheitspatrone).
Durch die Bohrung des Ringes unten links wurden "aufgeblähte" Treibspiegel (so der
Originaltext in der alten Vorschrift) hindurch gedrückt
und damit wieder in ihre ursprüngliche Form gebracht (rekalibriert würde man heute sagen).
(Demonstriert wird der Ablauf durch Erich May, der auch die Teile nach Originalmaßen gefertigt hat).
Zunächst wird das Stück Papier an einer Seite mit Klebstoff bestrichen, um den Wickeldorn gewickelt und die Klebestelle dann glatt gestrichen. Dadurch entsteht eine Papierhülse, die vorne und hinten offen ist.
Danach wird der Patronenboden gefertigt. Auf den Becher wird eine gedrechselte Schablone gesteckt und auf
diese ein rund ausgestanztes Papierstück gelegt. Darauf setzt man ein Führungstück für den
Stößel.
Der Lochdurchmesser der Führungstücke ist 16,3mm und der Durchmesser des runden Papierstücks 27mm.
Der Durchmesser des Stößels ist 16mm und am Messingteil ganz vorne 15,5mm.
Der Knauf hat einen Durchmesser von 39,5mm am Kopf und eine Gesamtlänge von 87mm.
Nun wird der Stößel nach unten gedrückt und dadurch der Rand des runden Papierstücks umgebördelt. Nimmt man die oberen Teile der Vorrichtung vom Becher ab, kann der gefertigte Hülsenboden entnommen werden. Nun wird er auf den Wickeldorn gesetzt.
Anschließend wird die Hülse wieder auf den Wickeldorn geschoben und zwar so, dass noch ca. 3 mm frei bleiben. Auf diesen frei bleibenden Rand streicht man innen etwas Klebstoff. Zu guter Letzt, wird die Hülse weiter über den Wickeldorn geschoben, bis der Hülsenboden bündig mit dem Papierhülsenrand abschließt. Nun noch die Klebestelle andrücken und ...
...fertig ist die Papierhülse für das Dreysesystem.
Wie man sieht, konnte man mit relativ einfachen Werkzeugen und einigermaßen Geschick normgerechte Papierhülsen herstellen.
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